An der Rekordrutsche mitgebaut

Für Jens Scherer und Rolf Allerdissen ist die ganze Welt eine Rutsche. Ob Sanddüne, Gletscher oder Skisprungschanze, wo es bergab geht, gleiten die zwei Rutschkoryphäen mit einfachsten Mitteln hinab. Bei ihrem jüngsten Vorhaben für das TV-Wissensmagazin Galileo des Senders ProSieben wurden die Rutschexperten von einem 14-Jährigen aus Elskop unterstützt. Paul Bracker und Mutter Christiane bauten und planten an der schnellsten selbstgebauten Wasserrutsche der Welt mit. Das Galileo-Team versuchte den Geschwindigkeitsrekord im Körperrutschen von rund 91 Stundenkilometern auf einer selbst gebauten Wasserrutsche zu brechen. Dafür wurde eine 170 Meter lange Rutschbahn am Aufsprunghügel der Olympischen Bergiselschanze in Innsbruck gebaut.

Ein Jahr dauerten die Vorbereitungen. Besonders schwer war es, einen geeigneten Ort für den Weltrekordversuch zu finden. "Wir hatten verschiedene Locations auf der ganzen Welt rausgesucht", beschreibt Allerdissen die Suche. Für die Sanddüne "Dune du Pyla" in Frankreich schoben die Behörden den Riegel davor, Namibia scheitere aus finanziellen Gründen und der Gletscher sei durchgefallen, weil die ProSieben-Redaktion keinen Schnee in einem Sommerbeitrag haben wollte. Christiane Bracker: "Auf der Rückfahrt von Österreich haben wir dann die Skisprungschanze gesehen und gewusst: Die wollen wir."

Bevor gerutscht wurde, stand allerdings erst einmal jede Menge Arbeit an. Wo sonst Schnee die Skisprungschanze bedeckt, liegen im Sommer Grasmatten - und die mussten von Steinen befreit werden, damit Plane und Rutscher keine Blessuren davon tragen. Keine leichte Aufgabe wie sich herausstellte. "Wir haben nicht alle beseitigen können - Da wurde das Rutschen zur schmerzhaften Angelegenheit", erklärt Paul.


Paul Bracker und Mutter Christiane

Für die Rutschbahn brauchte es nicht viel: Plastikfolie, die eigentlich zur Abdeckung von Spargelfeldern gedacht ist, Klebeband und Schaumstoffkeile. "Wir wollen demonstrieren, dass man auch mit einfachsten Mitteln rutschen kann", erklärt Rolf Allerdissen. Vier Plastikbahnen à 50 Meter galt es zu einer Spur zusammenzukleben. Damit der Rutschende in der Spur bleibt, wurden Schaumstoffkeile als Abgrenzung angeklebt. "Bei 37 Grad Gefälle auf dem Aufsprunghügel der Schanze konnte man ohne Kletterausrüstung auf der Schanze nicht stehen", erklärt Allerdissen. Nur gesichert war es Scherer und Allerdissen möglich, an den steilen Abschnitten zu arbeiten. "Paul war uns eine große Hilfe", betont Allerdissen. Während die zwei Rutschexperten in den Seilen hingen, schaffte Paul das Material heran. "Ich bin die 500 Stufen zig mal rauf und runter." An den flachen Abschnitten der Schanze packte auch er mit an und klebte die Schaumstoffkeile fest. "Anstrengend, aber es hat Spaß gemacht."

Und er bekam einen Einblick wie ein TV-Beitrag entsteht. Mutter Christiane arbeitet als Allerdissens Assistentin des öfteren bei Fernsehproduktionen mit - da bekam auch Paul Lust auf das Bewegtbild-Medium. Drei Tage begleitete das Fernsehteam. "Hinter so einem Beitrag steckt ganz schön großer Aufwand", ist der Schüler beeindruckt. Fernsehluft schnuppern und sein Hobby Rutschen miteinander zu verbinden war für ihn das wohl beste Erlebnis der Ferien.

Auch in Innsbruck wollte er sich auf die Plane wagen - sie hielt aber nur einem Rutschversuch stand. Der Neoprenanzug von Jens Scherer riss die Klebefolie ab. "Wäre er auf nackter Haut gerutscht, hätten wir den Rekord locker gebrochen", so Allerdissen. Der liegt bei rund 91 Stundenkilometer, Scherer schaffte knapp 85 km/h - trotzdem Weltrekord. "So schnell ist noch keiner auf einer selbstgebauten Wasserrutsche gerutscht. Die 91 Stundenkilometer wurden auf einer konstruierten Rutsche erreicht", erklärt Allerdissen. Jetzt wollen Scherer und Allerdissen die 100 Stundenkilometer-Grenze knacken. Auch bei dem Bau dieser Rutsche, die dann dem Vorgängermodell in Innsbruck den Rang als schnellste selbstgebaute Wasserrutsche der Welt ablaufen soll, will Paul wieder dabei sein. Dann geht es auf einen Staudamm - es gibt eben kaum etwas, was Scherer und Allerdissen nicht als rutschbaren Untergrund nutzen würden.

Den TV Beitrag über die Rekordrutsche gibt es im Internet unter www.prosieben.de/tv/galileo

Mehr Infos über Rutschen als Wettsport unter www.wettrutschen.de