Kampf um den Titel eines Osnabrücker Rutschmeisters

Sieg mit der Dreipunkt-Technik

Osnabrück. Rund 80 Meter ist sie lang. Sie startet im Dunkeln, links und rechts geht es durch die scharfen Kurven, begleitet von Lichteffekten, bis man schließlich nach wilder Fahrt unten wieder ausgespuckt wird. Die Rede ist von der „Black Hole“-Rutsche im Nettebad, wo am Wochenende der erste Vorlauf im Kampf um den Titel des Osnabrücker Rutschmeisters stattfand.


Feuchtes Vergnügen: die Rutschmeisterschaft im Nettebad

Eigentlich hatte sich der Reporter fest vorgenommen, in diesem Jahr selbst einmal teilzunehmen. Doch eine fiebrige Erkältung mit Husten stoppt dieses Vorhaben schnell, sodass es nur heißt, Erfahrungen zu sammeln und Tipps von den Profis zu holen.

Um 15 Uhr ist dann auch schon jede Menge los um die Rutsche mit dem mysteriösen Namen. Insgesamt sind es 64 Teilnehmer, die sich angemeldet haben und jetzt mit Startnummer auf dem Oberarm auf die Jagd nach der besten Zeit gehen. Am Ziel steht Andrea Zahmel und überwacht die Zeitnahme. Seit mehreren Jahren ist die Schichtleiterin im Nettebad für die Rutschmeisterschaft zuständig und kann alle Fragen beantworten. „Mitmachen kann jeder ab acht Jahren. Gerutscht wird in drei Durchgängen, von denen die besten beiden in die Wertung eingehen“ sagt sie, während ein junger Mann mit viel Getöse in das Auffangbecken klatscht und die zahlreichen Zuschauer mit einer unfreiwilligen Dusche überrascht.

Ehrgeizig an den Start geht auch Felix. Der Elfjährige aus Osnabrück hat sich viel vorgenommen und würde am liebsten ins Finale einziehen, in das es die 25 besten Rutscher schaffen. „Ich konnte ja die ganzen Ferien trainieren“, gibt sich Leichtgewicht Felix selbstbewusst, doch nach seinem ersten Lauf wird schnell klar, dass es wahrscheinlich nicht reichen wird.

Um die zwölf Sekunden sollten es schon sein in einem Lauf, damit man eine Runde weiterkommt. Und so sind es logischerweise die etwas größeren Jungs, die den Tagessieg unter sich ausmachen.

Dazu gehört Sven Tobergte, der „Mister Rutsche“ in Osnabrück. Der Vorjahressieger beobachtet erst mal das Feld, bevor er selbst ins Geschehen eingreift. Seine Tipps können Gold wert sein für den nächsten Eigenversuch. „Man muss die Dreipunkt-Technik beherrschen. Das heißt, dass man nur mit den Schulterblättern und einer Ferse in der Rutsche liegt, so gibt es am wenigsten Widerstand.“ Der Gewinner qualifiziert sich übrigens für die niedersächsische Meisterschaft im Dezember in Wolfsburg. Tobergte war schon häufiger da, im letzten Jahr wurde er sogar Vierter. Dieses Jahr wird es allerdings nichts mit einer Teilnahme, genau an dem Datum feiert der Osnabrücker seinen 30. Geburtstag. Am Qualitag zweifelt der Profi an seiner Leistungsfähigkeit. „Ich hab mir bei einem anderen Rutschevent vor einigen Wochen einen Kapselriss im Knie zugezogen und musste seitdem pausieren“, übt sich Tobergte in Bescheidenheit.

Sein erster Lauf zeigt dann doch anderes. Bei 10,89 Sekunden bleibt die Uhr stehen, ungläubig gucken sich die Zuschauer an, der Titelverteidiger ballt nur kurz die Faust. Am Ende siegt er mit einer Gesamtzeit von 21,90 Sekunden klar vor dem Zweitplatzierten aus Unna (!) in 22,59 und Raphael Worms aus Belm in 22,94 Sekunden.

Für den Reporter steht fest, dass er beim zweiten Vorlauf am 18. September nicht nur in hochgekrempelten Hosen und T-Shirt am Rand steht, sondern aktiv ins Geschehen eingreift. Tipps gab es ja beim gelungenen ersten Vorlauf schon zur Genüge.