In der Reifen-Rutsche fühlt man sich wie in einem Rennauto
In Deutschland gibt es ungefähr 400 Spaß- und Freizeitbäder, die ziemlich viel Geld kosten. Ständig muss man das Wasser in den Anlagen säubern und heizen. Und man muss den vielen Menschen, die dort arbeiten, Gehalt zahlen. Fast alle Bäder machen deshalb Verluste.
Tolle neue Rutschen sollen nun mehr Gäste locken. Die meisten davon sind für Familien gedacht, also für Erwachsene und Kinder. Doch es entstehen auch immer mehr Rutschen für besonders mutige Menschen: Kamikaze-Rutschen, bei denen man mehrere Meter tief frei fällt, oder Schleifen-Rutschen, die den Körper kreisen lassen. Durch manche Röhren rast man mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 Stundenkilometern und damit schneller, als Autos in der Ortschaft fahren dürfen.
Die rote Reifen-Rutsche an der Ostsee ist nicht ganz so abenteuerlich, aber mit über 200 Metern besonders lang. In ihr soll man sich wie in einem Rennauto fühlen. "Man kann sogar seinen Vordermann überholen", sagt der Ingenieur Rainer Braun. Allerdings nur auf den ersten Metern. Danach wäre es zu gefährlich.
Wenn Rainer Braun eine neue Rutsche entwirft, muss er darauf achten, dass sie sicher ist. Und das ist gar nicht so leicht, weil die Rutsche viel aushalten muss: Jede Minute sollen sie bis zu 25 Menschen nutzen können, große, kleine, dicke und dünne. Und niemand soll sich die Haut an scharfen Kanten aufschürfen oder sich den Kopf in der Röhre stoßen.
Deshalb müssen alle Rutschen in Europa die gleichen Sicherheitsregeln erfüllen: Zum Beispiel darf die Röhre nicht kleiner als 80 Zentimeter im Durchmesser sein, sonst kriegen die Leute Platzangst.
Rainer Braun probiert die Rutsche oft als Erster aus
Bei jeder neuen Rutsche muss sich Rainer Braun überlegen: Welche Kräfte wirken auf den Körper, wie hoch wird er in den Kurven geschleudert? Physik war früher sein Lieblingsfach, das zahlt sich nun aus.
Gebaut wird so eine Rutsche schließlich aus Einzelteilen, die schon fertig aus der Fabrik kommen. Arbeiter brauchen sie bloß wie Bausteine ineinanderzusetzen. Zum Schluss seilen sich Leute in der Rutsche ab und polieren die Wände von innen schön glatt.
Oft ist Rainer Braun der Erste, der eine neue Rutsche ausprobieren muss. Einmal hätte er sich einen solchen Test fast nicht getraut. Die Rutsche hatte einen sogenannten Raketenstart: Ein Countdown zählte "drei, zwei, eins", danach sollte sich eine Falltür öffnen, so dass man senkrecht in die Röhre fällt. Doch noch während des Countdowns sprang Rainer Braun wieder aus der Kabine. "Ich hatte zu große Angst", gibt er zu. Zweimal passierte das. Erst beim dritten Versuch war der Ingenieur tapfer und blieb auf der Falltür stehen. Er fiel, rutschte und kam heil unten an. "Ich war sehr erleichtert", sagt er.